Haydn: Die Jahreszeiten

Choreographie: Martin Schläpfer

06/05/2023
Haydn: Die Jahreszeiten
ASC | Arnold Schoenberg Chor

Ein Gang durch das Jahr als Metapher des Lebens! Mit »Die Jahreszeiten« komponierte der hochbetagte Joseph Haydn ein großes weltliches Oratorium über das Eingebundensein des Menschen in den Kreislauf der Natur – eine Musik voller Farben, voller Glanz und großer rhetorischer Wucht, wie schon ein Rezensent am 2. Mai 1801 nach der Wiener Uraufführung in der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung bemerkte: »Bald entzückt die Melodie des Gesanges, bald erschüttert gleich einem Waldstrome, der alle Dämme durchbricht, das gewaltige Eingreifen aller Instrumente; jezt ergözt der einfache, kunstlose Ausdruck, jezt bewundert man die verschwenderische Ueppigkeit in raschen und hellen Akkorden. Vom Anfange bis an’s Ende wird das Gemüth vom Rührendsten zum Furchtbarsten, vom Naivesten zum Künstlichsten, vom Schönsten zum Erhabensten unwillkührlich fortgerissen.« Szenen aus dem prallen Leben stehen neben packenden musikalischen Naturschilderungen, eingängige Melodien neben nachdenklichen Reflexionen über das Leben und seine Vergänglichkeit, große Oratoriumsszenen neben volkstümlichem Singspiel voller Witz, aber auch derbem Humor.

Für den Direktor des Wiener Staatsballetts Martin Schläpfer reicht die Idee, sich von Haydns »Die Jahreszeiten« zu einem abendfüllenden Tanzstück inspirieren zu lassen, in die frühen 1990er Jahre zurück, als er noch am Anfang seiner Choreographen-Karriere stand. Mehr als 25 Jahre später bringt er diese nun auf die Bühne – mit dem Wiener Staatsballett, Solistinnen und Solisten des Sängerensembles, dem Arnold Schoenberg Chor und dem Orchester der Wiener Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Adam Fischer alternierend mit Jendrik Springer.

Für die Gestaltung der Bühne und Kostüme steht Martin Schläpfer die schwedische Künstlerin Mylla Ek zur Seite. Aus dem Gehäuse einer Meeresschnecke hat sie einen Bühnenraum abstrahiert, der sich den Jahreszeiten entsprechend verwandelt, eng, kalt und dunkel oder groß, warm und hell sein kann – ein Ort, an dem Martin Schläpfer zu Haydns Komposition seine Tanz-Bilder entfaltet: Bilder von Menschen aufgehoben in ihrem Mikrokosmos, aber auch ausgesetzt in den Weiten des Universums.

 

(🔗 Textquelle)

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